Freitag, 10. Oktober 2008

Fuß-Kuss

Ein älterer Text der SZ von mör
und weils mir immer noch gefällt jötzt hör:

Küss mir die Füsse !

Küsse sind das, was von der Sprache des Paradieses geblieben ist.

Viele erinnern sich dieser Deutung J. Conrads und zugleich hat sich die Bedeutung unterschiedlicher Küsse durch vergangene Jahrhunderte hindurch in unseren Köpfen manifestiert.

Jeder assoziiert mit dem sozialistischen Bruderkuss die Verschleierung der realen Machtverhältnisse.

Jedem ist der gehauchte Handkuss als Symbol der Ehrerbietung ebenso geläufig, wie der verräterische Judaskuss und nicht wenige tauschen Wangenküsschen allein um sich der eigenen Gruppenzugehörigkeit zu vergewissern.

Genauso ritualisiert verhält es sich mit einem Weiteren - dem Fußkuss.

Seit Maria Magdalena Ihrem Erlöser mit eben dieser Geste ihre Unterwerfung und Untertänigkeit bezeugt hatte, wurde an dieser Praktik gefeilt.

Der Klerus ergänzte die Elemente Barfüßigkeit, Büßergewand, Fußfall zum Fußkuss hinzu, welcher zunächst allein die Selbsterniedrigung vor Gott bedeutete.

Um 809 wurde der Fußkuss des Papstes eingeführt.
Der Kaiser küsst dem Papst in dessen Eigenschaft als irdischer Stellvertreter Christi den Fuß.

Die 1006 verstorbene böhmische Herzogin Emma gab die Wenzelsvita bei Bischof Gumpold von Mantua in Auftrag. Diese Vita gab der Verehrung Wenzels als Heiliger Böhmens Aufschwung und steht zugleich als Beginn der Vitenillustrationen und der Buchmalerei in Böhmen, bzw. Prag.
Thematisierend ist das Stifterbild:
Zu Füßen des Herzogs ist Emma gezeigt, die durch den Fußkuss Ihre Demut gegenüber dem verehrten Vorfahren Ausdruck verleiht.

Rund fünfhundert Jahre später geriet der päpstliche Fußkuss durch Luther als Zeichen der Selbstvergötzung und der lasterhaften Verweltlichung der Kirche aufgefasst, in die protestantische Kritik.
Lukas Cranach d. Ä. hatte die populäre Kritik schon im "Passional Christi und Antipassional" von 1521 eindringlich formuliert.

Aber erst Johannes XXIII. (1958 – 1963) schaffte den Fußkuss und die bislang vorgeschriebenen drei Verbeugungen bei Privataudienzen ab.

Auf der Mattscheibe wurde der Fußkuss als Unterwerfungsgeste im Februar 1999 beim umstrittenen Film LateShow durch Darsteller Harald Schmidt bei Darstellerin Jasmin Tabatabai eingefordert, die sich ob Ihrer Unterwerfung noch in der nachfolgenden Bettszene tränenüberströmt zu zeigen hatte.

Sekunden später frisst selbst diese Szene persiflierend Ihr Kind, weil Schmidt nun seinerseits höchst lüstern an den Zehen der gerade erst unterworfenen Mitarbeiterin lutscht.

Der traditionsreichen Geste des Fußkuss (gut zweitausend Jahre sind ganz willkürlich gerafft) werden wohl selten weder die Gedanken des demütig Küssenden, noch die des herrschenden Forderers gerecht.

Wer denkt schon an olle Kaiser und Päpste, wenn er zarte Lippen auf den Spann fordert und wenige Augenblicke später eine flinke Zunge zwischen den Zehen verspüren will.

Ich nicht – so eindeutig und klar mir dennoch eben diese Geste der Demut ist.

Und wie haltet Ihr es damit – so entweder / oder ?
Verlangt ihr diesen gelegentlich oder öfter ?
Küsst ihr erst gezwungenermaßen oder schon vorauseilend willig auf Knien ?

Zeigts her Euere Füße !

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