Freitag, 9. Januar 2009

Denglish für 4,75 Mrd EUR

Von Rechtschreibung und Teilgebieten wie Interpunktion habe ich erwiesenermaßen
keinen blassen Schimmer.

Dennoch - oder gerade deswegen ist es mir ein persönliches Grauen, daß eine Kommision für die deutsche Sprache nach der 1986 in Wien gefassten Erklärung einen derartigen
Schwachsinn verbrechen konnte.

Immerhin waren die Ziele seinerzeit ganz griffig:
Anpassung der Schreibregeln an die heutigen Erfordernisse. (Blöderweise hatte man seinerzeit gar nicht gesagt, welche dies denn seien)

Vereinfachung einiger Regelwerke:
als Ganzes gesehen, aber im ganzen gesehen ?

Me-tall-urg, aber Dra-ma-turg

Es k a n n ein Komma gesetzt werden:
Ich versuchte(,) das Gerät zu reparieren.

Es m u s s ein Komma gesetzt werden:
Ich habe versucht, das Gerät zu reparieren.

Es darf k e i n Komma gesetzt werden:
Ich habe das Gerät zu reparieren versucht


1987 erhielt das Institut für Deutsche Sprache und die Gesellschaft für deutsche Sprache den Auftrag neue Regeln zu entwerfen. Dieser Vorschlag mit vielen Neuerungen (zum Beispiel neu „Bot“ statt „Boot“ oder „Keiser“ statt „Kaiser“) wurde in der Öffentlichkeit und bald auch von der KMK zurückgewiesen.


1995 beschlossen die deutschen Kultusminister in der KMK, die Neuregelung mit einigen Änderungen spätestens ab dem 1. August 1998 verbindlich einzuführen.

Besonders schnelle Bundesländer setzten die neuen Regeln mit Schulbeginn 1996/97 ein.

staatlich verordnete Legasthenie
Zur Frankfurter Buchmesse 96 unterzeichneten hunderte Schriftsteller und Wissenschaftler die Frankfurter Erklärung - mit dem Ziel: Stoppt die Reform.

Dann gings durch die Instanzen:
Verwaltungsgerichte fällten 1997 unterschiedliche Urteile und dann erklärte das BVG im Juli 1998 die Einführung der neuen Rechtschreibung per Kultusministererlass für den Bereich der Schulen für rechtmäßig.

Die Kritik ging weiter: zur Nachbesserung und Fortführung der Reform die wurde eine Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung gegründet.

Ende 2004 ging der Rat für Deutsche Rechtschreibung an seine Arbeit.

Dann ist deren Arbeit neu geregelt worden:
(geschickterweise wurde den Ratsmigliedern die Neuregelung zunächst nicht bekanntgemacht)

Plötzlich sollten nur in den von den Kultusministern als „strittig“ eingestuften Bereichen gearbeitet werden:
Getrennt- und Zusammenschreibung,
Zeichensetzung,
Schreibung von Fremdwörtern.


Die Bereiche:
Laut-Buchstaben-Zuordnung,
Groß- und Kleinschreibung,
Schreibweisen mit Bindestrich
waren plötzlich „unstrittig“ (trotz notwendiger Änderungen).


In der Schulpraxis sollte bei den strittigen Bereichen von den Lehrern weiterhin "Toleranz" geübt werden.

In 2006 legte der Rat für deutsche Rechtschreibung der KMK weitere Änderungen vor,
so daß wieder neue Regeln gelten:
eislaufen ist jetzt wieder eislaufen und nicht mehr Eis laufen
Seit August 2006 gilt jetzt die reformierte Reform der Reform.


Etliche Nachrichtenagenturen und Zeitungen haben sich indes zuvor schon auf eine Hausorthografie verständigt, um ein einheitliches Lesebild zu produzieren.

Das BVG hatte ja bereits klargestellt, daß eine über den schulischen Rahmen hinausgehende rechtliche Verbindlichkeit sowohl vor als auch nach der Reform nicht existiere.


Was also soll - te das Alles ?
Denkmalwunsch-Hobby einiger Kultusminister ?
(Bürgermeister bauen inzwischen keine Dorfgemeinschaftshäuser mehr, sondern Bahnhöfe)

Die Frage qui bono hilft nicht weiter, in einer minuziösen Arbeit hat
Wolfgang Denk (10-Jahre Rechtschreibreform - Überlegungen zu einer Kosten/Nutzenanalyse)
[der Link führt zu einer pdf.Datei 172 Seiten] die Kosten beziffert.
Es sind gut 4,74 Mrd. EUR
Auch kaum der Rede wert (aus heutiger Sicht bei den versenkten Milliarden der Banken)

Vieleicht erarbeiten ja zukünftige Doktoranden, wen man wegen diesem Schwachsinn
verantwortlich machen könnte oder sollte.


Ach, persönlich geht mir folgende Regel auf den Zeiger:
Pluralbildung von Fremdworten aus dem Englischen, die mit y enden -
Hobby oder Baby oder Lady oder Party
wenn diese im Englischen nämlich mit -ies zum Plural werden,
dann soll dies im Deutschen (nach wie vor) nicht gelten.
Dort soll es dann Hobbys heißen und nicht Hobbies

Staatlich gefordertes Denglish oder was ?

Donnerstag, 8. Januar 2009

Mecker, Merckle, Merkel

Eine kurze Zeitreihe (mit Anleihen von dorsch):

2001
Finanzminister Eichel stellt Unternehmensanteilsverkäufe steuerfrei

2001
Riester-Rente wird eingeführt = Ausstieg aus der Umlagefinanzierung

2002
Wolfgang Clement hebt die Befristung für Leiharbeit auf

2003
Hartz bzw. 1EUR-Jobs erfreuen die Bürger - der Spitzensteuersatz wird gesenkt

2004
Hedgefonds und Derivate werden in Deutschland genehmigt

2005
erhebliche Förderung von Kreditverkäufen - Stichwort (True Sale International)

2006
3% Mehrwertsteuererhöhung um die Staatsfinanzen zu sanieren

2007
Unternehmensteuerreform um die Unternehmen um 8 Mrd. zu entlasten

2008
80 Mrd. um die Eigenkapitalquote für die Banken zu erhöhen


Seit dem Ende der Beharrungskatastrophe Helmut Kohl haben seine Nachfolger
(sowohl dieser Cohiba-Raucher als auch die ungeheuer eloquente Dame mit ihren
unendlich geldgeilen Kumpanen) alles dafür getan, dass eine erhebliche Umverteilung von Geldern zugunsten von Unternehmen und zu Lasten von Arbeitnehmern stattgefunden hat.


kein Mindestlohn, dies bedeutet z.B. bei einem Arbeiter, der mit 5,25 EUR/h entlohnt wird = bei 173 Arbeitsstunden pro Monat 40-Stunden-Woche immerhin ein
908,25 EUR mtl. Bruttoentgelt.

In der Steuerklasse I (inkl. Kirchensteuer) im Bundesland Thüringen also =

BruttoGehalt(in EUR)......monatlich.........jährlich
...................................908,27...........10.899,00 Rentenversicherung.........90,37............1.084,44
Arbeitslosenvers..............12,71.............152,52
Krankenversicherung........74,47.............893,64
Pflegeversicherung............8,85.............106,20
Soli-Zuschlag....................0,00...............0,00
Kirchensteuer...................0,11...............1,32
Lohnsteuer......................1,25...............15,00

Netto-Auszahlungsbetrag......720,49...........8.645,88
(die blöden Punkte dienen der leichteren Lesbarkeit)

Davon soll manche leben (und vor allem konsumieren) können ?


Arbeitet einer der maßgeblichen Staastsekretäre =
Jörg Assmussen noch im Finanzministerium ? Klar doch

Jetzt - nach dem 50.000.000.000,-- EUR Desaster wird gegen
Georg Funke (Ex-CEO der HRE) ermittelt.
Auf den Prozeß bin ich gespannt.
Ich schätze Ackermann hält sich diesmal mit einem V-Zeichen zurück.


Nun hat sich dieser Tage ein altgedienter Industrieller vor
den Zug geworfen. Wegen Fehlspekulationen sagt man.
Tragische Sache ist das.


Ich vermute allerdings nicht, dass eine große Anzahl der
Beschäftigten nun Lemmingen gleich, die Eisenwege in der Republik aufsuchen.

Die haben zwar nicht spekuliert - aber wer am Mindestlohn entlang beschäftigt ist,
der hat sicherlich ähnliche finanzielle Spielräume, wie dieser Mann nach seinem
persönlichen finanziellen Blackout.


Ich verblöde langsam - ob ich mir schon mal ne ICE-Trasse suche ?
rein präventiv meine ich - mit meinem neuen Q7 wär ich recht zügig da.